“Wer hat denn DIESES Foto gemacht?” Ein verdrossener Klick und das Fotoalbum blättert weiter. “Das glaube ich nicht. Es wurde wirklich überall fotografiert…”
Ärgern über unvorteilhafte Fotos, das gehört dazu zum Leben der Promis und Hollywood-VIPs, die tagtäglich Hunderte veröffentlichter Fanfotos entdecken. Nur zum Leben der Promis? Schon lange nicht mehr. Das Paparazzi-Prinzip betrifft schon längst auch ganz normale, durchschnittliche Menschen wie dich und mich. Willkommen im Netz!
Heute erleben wir die Folgen von allgegenwärtigen Digicams, Handys und Online-Exhibitionisten. Ob Konferenz, Party, Stammtisch, Klassenfahrt, Geschäftsausflug, Hochzeit oder Beerdigungen, eines ist sicher: Am Ende gibt es einen Haufen Fotos aller Teilnehmer. Neu in diesem Zeitalter ist, dass wir uns so total, digital nahe stehen, dass wir keine gedruckten Fotoalbumen basteln. Wir laden sie sofort ins Netz und schicken die Links rum, damit alle Freunde sie sehen – und viele Fremde.
Gefangen in radikaler Transparenz: Das “Partizipatorische Panoptikum”
Die Idee hinter dem “Partizipatorischen Panoptikum”: Durch die Verbreitung von Kameras und Aufnahmegeräten, deren Inhalte online veröffentlicht werden, entsteht ein umfassendes Profil jedes Bürgers.
Totale Überwachnung – freiwillig
Einen wichtigen Unterschied zur Situation der Gefangenen im Panoptikum gibt es aber: Wir werden wir nicht gegen unseren Willen überwacht. Wir dokumentieren uns selbst und unsere Umwelt freiwillig.
Und auch wenn es in der Onlinewelt so schlimm wie im Überwachungsgefängnis natürlich nicht steht, so hat das digitale Panoptikum doch einen dicken Haken: Niemand kann sich komplett entziehen. Selbst wer nicht aktiv ist im Netz, wird beobachtet (wie auf Rotten Neighbors), fotografiert (Street View Fun) oder aufgezeichnet (Sonic City). Unser Ruf und Profil setzen sich online durch tausende Links, Bilder und Referenzen zusammen. Wir sind, was andere bloggen.
Was können wir tun?
Wir können davon ausgehen, dass Kameras immer besser, billiger und vor allem immer zahlreicher werden. Online Foto- und Videoplattformen werden immer größer. Blogging wird immer mehr zum Mainstream. Anders gesagt, unsere Leben werden immer stärker dokumentiert, damit müssen wir leben. Aber wie? Abmahnungen zu schicken, um unvorteilhafte Bilder aus dem Netz löschen zu lassen, dürfte wenig helfen. Wie können wir dennoch nachts ruhig schlafen?
Eine transparente Gesellschaft hat durchaus auch Vorteile, zum Beispiel soziale Kontrolle. Wenn wir wissen, dass unsere Worte und unser Gesicht weit und breit im Netz veröffentlicht werden, dann machen wir uns Gedanken über unser Handeln, unseren Ruf und unsere Verantwortung. Gesunder Menschenverstand und einfache Faustregeln können helfen, unangenehme Situationen zu vermeiden:
Sei fair.
Du hast ein bloßstellendes Foto gemacht. Lohnt es sich wirklich, das Bild hochzuladen? Halte dich an die goldene Regel und verwende nur Inhalte, die du auch von dir selbst gerne online sehen würdest.
Respektiere die Privatsphäre.
Du hast oft Gelegenheit, die intimere Seite anderer Menschen zu dokumentieren. Im Zweifelsfall gilt: Frage das “Opfer” vorher, ob ein Foto klargeht.
Trackback.
Die Währung der Onlinewelt ist der Hyperlink. Wenn du Fotos oder Videos von anderen veröffentlichst, sage ihnen wo und frage sie, wie du am besten zu ihnen zurück linken kannst: Blog, Twitter, Facebook?
Gewissenhaftes Tagging.
Verwende Tags. Wenn Namen oder Beschreibungen fehlen, ergänze sie einfach per Tagging. Das gilt natürlich nicht nur für deine eigenen Inhalte, sondern auch für die Fotoalben deiner Freunde. Gemeinsames Taggen ist eine der treibenden Kräfte im Web 2.0. Hilft mit, all die Fotos wirklich nutzbar zu machen.
Die Zeit der Anonymität ist vorbei, jeder hinterlässt digitale Spuren. Das Internet vergisst nichts. Wir sollten das Beste daraus machen. Denn zumindest eines ist klar, wir haben endlich eine Antwort auf die Frage: Quis custodit custodes – wer bewacht die Wächter? Ganz einfach: Wir alle.
“Wer hat denn DIESES Foto gemacht?” Ein verdrossener Klick und das Fotoalbum blättert weiter. “Das glaube ich nicht. Es wurde wirklich überall fotografiert…”
Ärgern über unvorteilhafte Fotos, das gehört dazu zum Leben der Promis und Hollywood-VIPs, die tagtäglich Hunderte veröffentlichter Fanfotos entdecken. Nur zum Leben der Promis? Schon lange nicht mehr. Das Paparazzi-Prinzip betrifft schon längst auch ganz normale, durchschnittliche Menschen wie dich und mich. Willkommen im Netz!
Heute erleben wir die Folgen von allgegenwärtigen Digicams, Handys und Online-Exhibitionisten. Ob Konferenz, Party, Stammtisch, Klassenfahrt, Geschäftsausflug, Hochzeit oder Beerdigungen, eines ist sicher: Am Ende gibt es einen Haufen Fotos aller Teilnehmer. Neu in diesem Zeitalter ist, dass wir uns so total, digital nahe stehen, dass wir keine gedruckten Fotoalbumen basteln. Wir laden sie sofort ins Netz und schicken die Links rum, damit alle Freunde sie sehen – und viele Fremde.
Gefangen in radikaler Transparenz: Das “Partizipatorische Panoptikum”
Jamais Cascio (Worldchanging) hat dafür einen Namen, er spricht vom Partizipatorischen Panoptikum. Das etwas ungelenke Wort leitet sich ab von medialer Teilhabe (Partizipation) einerseits, vom Konzepts eines (nie wirklich gebauten) voll überwachten Gefängnisses des 18. Jahrhunderts (Panoptikum) andererseits. Cascio beruft sich auf David Brins Buch “The Transparent Society” und Steve Manns Aufsatz “Sousveillance“, der Überwachung der Überwachung von unten, Grassroots-Überwachnung. WIRED nennt all das: radikale Transparenz.
Die Idee hinter dem “Partizipatorischen Panoptikum”: Durch die Verbreitung von Kameras und Aufnahmegeräten, deren Inhalte online veröffentlicht werden, entsteht ein umfassendes Profil jedes Bürgers.
Totale Überwachnung – freiwillig
Einen wichtigen Unterschied zur Situation der Gefangenen im Panoptikum gibt es aber: Wir werden wir nicht gegen unseren Willen überwacht. Wir dokumentieren uns selbst und unsere Umwelt freiwillig.
Und auch wenn es in der Onlinewelt so schlimm wie im Überwachungsgefängnis natürlich nicht steht, so hat das digitale Panoptikum doch einen dicken Haken: Niemand kann sich komplett entziehen. Selbst wer nicht aktiv ist im Netz, wird beobachtet (wie auf Rotten Neighbors), fotografiert (Street View Fun) oder aufgezeichnet (Sonic City). Unser Ruf und Profil setzen sich online durch tausende Links, Bilder und Referenzen zusammen. Wir sind, was andere bloggen.
Was können wir tun?
Wir können davon ausgehen, dass Kameras immer besser, billiger und vor allem immer zahlreicher werden. Online Foto- und Videoplattformen werden immer größer. Blogging wird immer mehr zum Mainstream. Anders gesagt, unsere Leben werden immer stärker dokumentiert, damit müssen wir leben. Aber wie? Abmahnungen zu schicken, um unvorteilhafte Bilder aus dem Netz löschen zu lassen, dürfte wenig helfen. Wie können wir dennoch nachts ruhig schlafen?
Eine transparente Gesellschaft hat durchaus auch Vorteile, zum Beispiel soziale Kontrolle. Wenn wir wissen, dass unsere Worte und unser Gesicht weit und breit im Netz veröffentlicht werden, dann machen wir uns Gedanken über unser Handeln, unseren Ruf und unsere Verantwortung. Gesunder Menschenverstand und einfache Faustregeln können helfen, unangenehme Situationen zu vermeiden:
Du hast ein bloßstellendes Foto gemacht. Lohnt es sich wirklich, das Bild hochzuladen? Halte dich an die goldene Regel und verwende nur Inhalte, die du auch von dir selbst gerne online sehen würdest.
Du hast oft Gelegenheit, die intimere Seite anderer Menschen zu dokumentieren. Im Zweifelsfall gilt: Frage das “Opfer” vorher, ob ein Foto klargeht.
Die Währung der Onlinewelt ist der Hyperlink. Wenn du Fotos oder Videos von anderen veröffentlichst, sage ihnen wo und frage sie, wie du am besten zu ihnen zurück linken kannst: Blog, Twitter, Facebook?
Verwende Tags. Wenn Namen oder Beschreibungen fehlen, ergänze sie einfach per Tagging. Das gilt natürlich nicht nur für deine eigenen Inhalte, sondern auch für die Fotoalben deiner Freunde. Gemeinsames Taggen ist eine der treibenden Kräfte im Web 2.0. Hilft mit, all die Fotos wirklich nutzbar zu machen.
Die Zeit der Anonymität ist vorbei, jeder hinterlässt digitale Spuren. Das Internet vergisst nichts. Wir sollten das Beste daraus machen. Denn zumindest eines ist klar, wir haben endlich eine Antwort auf die Frage: Quis custodit custodes – wer bewacht die Wächter? Ganz einfach: Wir alle.
Bildquelle: “meiadeleite.com” by pmagalhaes available under (Creative Commons NC SA 2.0).
Original post: “Wir sind, was andere bloggen!” by Michelle Thorne on Blogpiloten, available under Creative Commons BY NC SA 2.0 3.0 Germany License.